(PDF)
Vorbereitet für die FONAS-Mitgliederversammlung am 28.9.2004
Dieser Bericht umfasst die Tätigkeitsfelder und Aktivitäten der vergangenen zwei Jahre. Insbe-sondere wird die Tätigkeit des seit 19. September 2002 amtierenden Vorstands dargestellt. Vor-standsmitglieder sind: Jürgen Altmann, Ulrike Kronfeld-Goharani, Wolfgang Liebert (Vorsitz), Götz Neuneck (stellv.Vors.), Christoph Pistner (Kassenwart), Hartwig Spitzer.
1. Stand des Vereins
FONAS ist zum allgemein anerkannten Fachverband für naturwissenschaftlich orientierte Frie-densforschung geworden.
FONAS ist seit Mitte 1998 gemeinnützig. Turnusgemäß war eine Steuererklärung des Vereins vorzulegen. Aufgrund dessen hat FONAS am 6.1.2003 die „Freistellungserklärung“ durch das zuständige Finanzamt erhalten. Mitgliedsbeiträge und Spenden können somit weiterhin steuerlich abgesetzt werden.
Die Mitgliederzahl ist auf 52 angewachsen. Im Berichtszeitraum wurden 10 neue Mitglieder auf-genommen: Dr. Jan van Aken (Hamburg), Christian Alwartd (Hamburg), Dr. Peter Alwartd (Hamburg), Dipl.-Phys. Christian Aulbach (Augsburg), Prof. Dr. Ulrich Eckern (Augsburg), Dipl.-Phys. Matthias Englert (Darmstadt), Dipl.-Phys. Achim Gädke (Darmstadt), Prof. Dr. Man-fred Heindler (Graz), Dr. André Rothkirch (Hamburg), Sebastian Raupach (Leipzig/Boston). Den Finanzstand weist ein gesonderter Bericht des Schatzmeisters aus.
2. Eigendarstellung von FONAS
Das FONAS-Faltblatt (zuletzt aktualisiert im Dez. 2001), in dem Ziele, Arbeitsweisen, Tätigkei-ten und Beitrittsbedingungen knapp dargestellt sind, wurde bei Veranstaltungen verteilt. Die FONAS-Home-Page (www.fonas.org) ist durch C. Pistner in einen verbesserten Zustand gebracht wurden. Pläne einer gründlichen Neubearbeitung wurden mangels Geld und Zeit zunächst aufge-geben. Sowohl die Fachgespräche in Berlin, die Fachsitzungen des DPG-AKA “Physik und Ab-rüstung“, der FONAS-Newsletter als auch die Versendung der Rundbriefe tragen dazu bei, dass FONAS in der Fachszene und darüber hinaus bekannter wird.
3. Interne Zusammenarbeit
Nunmehr etwas formloser gehaltene Rundbriefe an die Mitgliedschaft wurden am 20.11.2002, 15.1.2003, 23.3.2003 und 23.5.2004 versandt. Anstelle formeller Rundbriefe traten zunehmend weniger aufwändige E-mails, da alle Mitglieder zwischenzeitlich aktuelle Mail-Adressen bekannt gegeben haben. Dies vereinfacht und verbilligt die interne Kommunikation. Der Ende 2001 einge-richtete FONAS-Listserver wurde sinnvoll genutzt (Betreuung C. Pistner).
Der 4. und 5. FONAS-Newsletter erschienen zum Jahresende 2002 und 2003 (Erstellung durch U. Kronfeld, der an dieser Stelle gesonderter Dank dafür ausgesprochen wird).
Wie in den letzten Jahren wurden größere halbjährliche FONAS-Treffen (bei der DPG-Frühjahrstagung und die Herbsttagung) vorbereitet. Die organisatorische Vorbereitung ist arbeits-aufwändig. Der Gewinn besteht aber in einem intensiven inhaltlichen und persönlichen Austausch innerhalb unserer Fachszene – und über diese hinaus. Die Tabelle gibt einen Überblick über diese und weitere von FONAS durchgeführten oder mitgestalteten Veranstaltungen einschließlich der Fachgespräche (siehe weitere Erläuterungen im folgenden).
Ausgelöst durch die erfolgreichen Antragstellungen an das BMBF war Anfang 2000 der FONAS-Projektverbund „Präventive Rüstungskontrolle (PRK)“ gegründet worden. Über den Projektver-bund PRK hat sich eine besonders intensive und kontinuierliche Zusammenarbeit innerhalb von FONAS entwickelt. Durch weitere Förderanträge an die Berghof-Stiftung für Konfliktforschung und die Deutsche Stiftung Friedensforschung konnte der FONAS-Projektverbund PRK weiterge-führt werden. An den Orten Bochum/Dortmund, Darmstadt und Hamburg konnten so noch bis Mitte 2004 – und teilweise darüber hinaus – die vernetzten Arbeiten fortgeführt werden. Es hat drei Arbeitstreffen des Projektverbundes gegeben. Weiterhin wurden zwei Tagungen unter Feder-führung des Hamburger IFSH in Zusammenarbeit mit FONAS durchgeführt. Beide Tagungen fanden in Berlin statt: „Zukunft der Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nonproliferation“ (4.-6. Dezember 2002), „Die internationale Ordnung und die Zukunft der Rüstungskontrolle nach dem Golfkrieg“ (3.-4. Juli 2003). An beiden Tagungen nahmen viele FONAS-Mitglieder aktiv teil.
4. Fachgespräche in Berlin
Im Anschluss an die Tagung „Moving Beyond Missile Defense“ des International Network of Engineers and Scientists Against Proliferation (INESAP), die vom 24.-26. Jan. 2003 in Berlin stattfand, wurde gemeinsam mit INESAP am 27.1.2003 das 13. FONAS-Fachgespräch als Expert Briefing „Moving Beyond Missile Defense – Practical Steps Against Proliferation“ in der Berliner Vertretung des Landes Hamburg durchgeführt. Daran nahmen teil: David Krieger (USA), Andrew Lichterman (USA), Wolfgang Liebert, Jürgen Scheffran, Dingli Shen (China), Roland Timerbaev (Russland).
Am 24. März 2004 fand in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften das 14. Fachgespräch mit Prof. Frederik K. Lamb (University of Illinois) statt. Lamb ist Leiter der Stu-diengruppe der American Physical Society (APS) zur Boost-Phase Missile Defense. Er trug die Resultate dieser aktuellen APS-Studie in der Veranstaltung, die von Götz Neuneck eingeführt und geleitet wurde, vor. Die Häufigkeit der Fachgespräche hat in der letzten Zeit etwas abgenommen. Eine Reaktivierung ist vorgesehen.
Tabelle: FONAS-Tagungen, Fachgespräche, und weitere Veranstaltungen im Berichtszeitraum:
2002 | ||
18.-20. Sept. | FONAS-Herbsttagung | Physik-Zentrum
Bad Honnef |
4.-6. Dez. | Tagung „Zukunft der Rüstungskontrol-le…“ (zus. mit IFSH Hamburg) | Berlin |
2003 | ||
27. Jan. | 13. FONAS-Fachgespräch „Moving Beyond Missile Defense“ (gemeinsam mit INESAP) | Berlin |
27.-28. März | DPG-Fachsitzung „Physik und Abrüs-tung“ | Hannover |
12. Juni | VDW-Studiengruppensitzung „militär-relevante Risikotechnologien“ . | Osnabrück |
3.-4. Juli | Tagung „Die internationale Ordnung und die Zukunft der Rüstungskontrolle“ (zus. mit IFSH Hamburg) | Berlin |
17.-19. Sept. | Tagung „Naturwissenschaft und inter-nationale Sicherheit“ (zus. mit Uni f. Bodenkultur Wien) | Wien |
30.Sept.-1.Okt. | FONAS-Herbsttagung | Osnabrück |
2004 | ||
24 März 2004 | Fachgespräch zur APS-Studie „Boost-Phase Missile Defese“. | Berlin |
27.-29. Sept. | FONAS-Herbsttagung | Osnabrück |
5. Besondere Vorstandstätigkeiten
FONAS hat sich seit 1998 für eine Stiftungsprofessur im Bereich unseres Tätigkeitsfeldes einge-setzt, um eine bessere Verankerung dieser Forschungsrichtung zu erreichen. Durch die Bemühung der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF), eine Carl-Friedrich-von-Weizsäcker Stiftungs-professur „Naturwissenschaft und Friedensforschung“ an einer deutschen Hochschule einzurich-ten, sind wir diesem Ziel nun sehr nahe gekommen. Der FONAS-Vorstand hat sich bemüht, quali-fizierte Bewerbungen auf die im August 2002 ausgeschriebene Stiftungsprofessur zu unterstützen. Die letztlich zwei Bewerberuniversitäten (TU Darmstadt und Uni Hamburg) wurden im Oktober 2003 durch eine hochrangig besetzte Auswahlkommission der DSF besucht. Beide Hochschulen wurden als Trägerinstitution für eine solche Professur als geeignet angesehen und sehr positiv in Hinblick auf ihr entsprechendes Forschungsprofil evaluiert. Letztlich hat die Universität Hamburg im April 2004 den Zuschlag bekommen. In Hamburg wird nun intensiv die Verankerung dieser Professur an der Hochschule vorbereitet. Zehn Fachbereiche und Institute werden in einem Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung (ZNF) koope-rieren. Die Ausschreibung für die Professur selbst erfolgte im August 2004.
Der FONAS-Vorstand betrachtet es als vorrangiges Ziel, über diese Stiftungsprofessur die Zu-sammenhänge unseres Fachverbandes zu stabilisieren und zu stärken und die inhaltliche Ausrich-tung unserer Arbeit an den Hochschulen weiterzuentwickeln und im Bereich von Qualifikations-arbeiten zu erleichtern. Der Besuch der MacArthur Foundation in Deutschland Ende 2003 hat gewisse Hoffnungen genährt, dass auch diese US-Stiftung in Deutschland diesbezüglich aktiv werden könnte.
Auf Anregung unseres Wiener Mitglieds Martin Kalinowski wurde gemeinsam mit Petra Seibert von der Wiener Universität für Bodenkultur ein deutsch-österreichisches Treffen im Rahmen der Tagung „Naturwissenschaft und internationale Sicherheit“ organisiert. Diese Tagung fand vom 17.-19. September 2003 in Wien statt. Der gesamte FONAS-Vorstand war mit Beiträgen vertre-ten. Es wird auf eine Vernetzung der thematisch interessierten Österreicher gehofft und auf eine dauerhaftere Kontaktpflege zwischen deutschen und österreichischen WissenschaftlerInnen, die zu einer Neubelebung in beiden Ländern in Hinblick auf naturwissenschaftlich-orientierte Aufga-benstellungen in der Friedensforschung führen könnte.
Am 8. Dez. 2003 hat FONAS gemeinsam mit der IANUS-Forschungsgruppe (TU Darmstadt) und der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) eine Erklärung zum geplanten Export der Hanauer Brennstofffabrik herausgegeben. Darin wird auf die Risiken für einen direkten oder indi-rekten militärischen Gebrauch dieser Anlage in China sowie auf eine bedenklich stimmende, die Plutoniumwirtschaft stimulierende Rolle der Anlage im zivil-militärisch angelegten chinesischen Nuklearprogramm hingewiesen. Daher wurde der Bundespolitik empfohlen, den Export nicht zu genehmigen.
Der FONAS-Vorstand hat sich an der Vorbereitung einer Studiengruppensitzung der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) zum Thema „Militärrelevante Risikotechnologien“ beteiligt. Dieses Treffen fand am 12. Juni 2003 in den Räumen der DSF-Geschäftsstelle in Osnabrück statt.
Der Vorstand hat sich in dem Berichtszeitraum mehrfach bei verschiedenen Gelegenheiten zu Sitzungen getroffen, so in Bad Honnef (20.9.2002), in Witten/Bommerholz (21.2.2003), in Han-nover (26.3.2003), in Berlin (4.7.2003), in Osnabrück (30.9.2003), in Hannover (28.11.2003), in Kassel (17.5.2004), in Osnabrück (27.9.2004). Alle in diesem Tätigkeitsbericht aufgeführten Punkte waren Gegenstand der Sitzungen.
6. Kontakte und Kooperationen mit anderen Gruppen und Organisationen
Jürgen Altmann, Götz Neuneck und Christoph Pistner haben die Kontakte zur Deutschen Physika-lischen Gesellschaft, insbesondere auch über den DPG-Arbeitskreis „Physik und Abrüstung“ (DPG-AKA), aufrecht erhalten. Zur Zeit sind drei FONAS-Mitglieder im DPG-Vorstandsrat tätig (Jürgen Altmann, Alex Glaser, Götz Neueneck). Die Fachsitzungen “Physik und Abrüstung” wurden während der Frühjahrstagungen der DPG (Hannover, März 2003 und München, März 2004) in bewährter Weise durchgeführt. Hierdurch ist es möglich, einerseits wissenschaftliche Fachsitzungen zu FONAS-Themen abzuhalten, andererseits können FONAS-Themen vor einem wissenschaftlich interessierten Publikum präsentiert werden. Auf der Hannoveraner DPG-Tagung (2003) konnte der AKA zum zweiten Mal einen Plenarredner stellen (Frank von Hippel, Prince-ton). Alle zeitlich und räumlich günstig liegenden Vorträge in Hannover waren erfreulich gut be-sucht. Die Hannoveraner Fachsitzung hatte eine besonders gute Presseresonanz. Die Fachsitzung auf der Münchner DPG-Frühjahrstagung (2004) war teilweise hervorragend besucht (mehr als 100 Zuhörer).
Durch das Engagement von J. Altmann und G. Neuneck ist es gelungen, die alte DPG-Teststoppkommission, der einige nunmehr FONAS-Mitglieder angehörten, in dem Sinne wieder-zubeleben, dass ein Beschluss gefasst wurde, diese unter dem Dach des AKA weiterzuführen. Als wesentliche Aktivität ist ein Bericht über die aktuelle Problematik rund um nukleares Testen und den Teststoppvertrag in Vorbereitung. Daran ist eine Reihe von FONAS-Mitgliedern beteiligt.
Das erwähnte 13. FONAS-Fachgespräch am 27.1.2003 in Berlin wurde gemeinsam mit dem In-ternational Network of Engineers and Scientists Against Proliferation (INESAP) vorbereitet.
Im Dezember 2002 schrieb der Vorstand einen Brief an den Vorstand der Naturwissenschaftler-Initiative Verantwortung für Friedens- und Zukunftsfähigkeit. (Alle FONAS-Vorstandsmitglieder sind auch Beiratsmitglieder der Initiative.) Darin wurde Besorgnis über die gegenwärtige Lage der Initiative ausgedrückt. Im Spätsommer 2003 ist eine Antwort des neuen Vorsitzenden der Na-turwissenschaftler-Initiative (Wolfgang Neef) eingetroffen, die FONAS bislang durchweg part-nerschaftlich verbunden war.
7. Der Newsletter
Zum Jahresende 2002 wurde der 4. FONAS-Newsletter von U. Kronfeld erstellt und konnte An-fang 2003 FONAS-intern und an einen Adressatenkreis außerhalb von FONAS versandt werden. Ende 2003 konnte der 5. Newsletter vorgelegt werden. Auf der FONAS-Homepage findet man PDF-Versionen aller fünf Newsletter, die bislang erschienen sind.
8. FONAS-Veröffentlichungen
Die Ausgestaltung der FONAS-Schriftenreihe „Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit“ im Agenda-Verlag Münster kommt langsam voran. Die ersten 5 Bände werden Er-gebnisse aus dem FONAS-Projektverbund PRK vorstellen. Zwei Bände sind bereits erschienen. Die FONAS-Schriftenreihe sollte FONAS bekannter machen und unsere Anerkennung vergrö-ßern. Wir sollten uns aktiv für eine weite Verbreitung einsetzen. J. Altmann, W. Liebert und G. Neuneck konnten in einem gemeinsamen Beitrag für einen Sam-melband über die deutsche Friedensforschung die naturwissenschaftliche Perspektive darstellen (erschien Anfang 2004 in dem von FONAS-Mitglied Ulrich Eckern (Augsburg) und anderen bei VS Verlag für Sozialwissenschaften herausgegebenen Band „Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme“).
9. Aussichten
FONAS hat in den vergangen Jahren gemeinschaftlich viel erreichen können. Darauf gilt es in der nächsten Zeit aufzubauen.
Wichtig ist der bundesweite Zusammenhalt insbesondere auch für den wissenschaftlichen Nach-wuchs. Die Aussichten für den Nachwuchs sind bekanntlich nicht zufrieden stellend. Aber FONAS kann die Basis bieten für gewisse Verbesserungen der Lage und bietet den Rahmen einer Fach-Community.
Dies geschieht nicht von selbst. Der Vorstand ist nach wie vor weitgehend mit der Organisation der vielfältigen Treffen beschäftigt und ist um die Sicherung und den Ausbau der Anerkennung des FONAS-Zusammenhangs bemüht. Leider liegen diese Arbeiten auf den Schultern nur weni-ger. Dabei ist zu berücksichtigen: FONAS ist selbstorganisiert und verfügt über keine hauptamtli-chen Mitarbeiter. Die Selbstorganisation kann nur gelingen, wenn möglichst viele mithelfen und Teilverantwortungen übernehmen. Die Anforderungen sind in den letzten Jahren weiter gestiegen. Der Zusammenhalt und die Erfolgsaussichten (gerade auch in Hinblick auf die „nachwachsende Generation“) hängen direkt mit dem Engagement der Mitglieder und ihrer „Selbstidentifikation“ mit FONAS zusammen. Mit den Erwartungen, die u.a. auf eine Stiftungsprofessur gerichtet wer-den, ist ein neuer Schub des Engagement vieler wohl unerlässlich.
Wolfgang Liebert, 25.9.2004
(im Namen des FONAS-Vorstands)